Verstorbene / Gestorbene Synchronsprecher / Synchronstimmen

S T E C K B R I E F:

Schauspieler, Synchronsprecher, Dialogbuchautor, Werbesprecher, Synchronregisseur. War die deutsche Stimme u.a. von Roger Moore, Max Wright, Antony Hopkins, Montgomery Clift, Jerry Orbach, Peter Graves, Brian Cox, Peter Boyle, Christopher Plummer, Kurtwood Smith, Leslie Nielsen, Gene Kelly und renommierter Sprecher in unserer Sprecheragentur. Mehr als 690 Sprechrollen. Geboren am 29. März 1930 in Mannheim. Sternzeichen Widder. Lebte in München. Gestorben am 14. März 2014 in München.

Synchronschauspieler Niels Clausnitzer war die deutsche Stimme von Weltstar Roger Moore. Rund 40 Jahre wurde Clausnitzer überwiegend auf den britischen Schauspieler besetzt.Sein erstes Stimmenschauspiel für Roger Moore erfolgte für die britische Krone. Allerdings nicht als Geheimagent 007, vielmehr einige Jahrhunderte zuvor alias Ritter Wilfred van Ivanhoe. Clausnitzer sorgte in der Synchronisation für Moore Ende des 12. Jahrhunderts in England für Gerechtigkeit. Die TV-Serie Ivanhoe wurde zu Beginn der sechziger Jahre erstmals in Deutschland ausgestrahlt. Im realen Leben wurde Sir Roger Moore 2003 von Königin Elisabeth II. in den Ritterstand erhoben. Synchronschauspieler Niels Clausnitzer schlüpfte für den britischen Schauspielkollegen u.a. auch in die stimmliche Verkörperung des Helden der gleichnamigen Serie Simon Templar. Die Kriminalromanserie des englischen Schriftstellers Leslie Charteris war international erfolgreich und wurde in über 70 Ländern ausgestrahlt.

In vielen großartigen Produktionen verhalf Clausnitzer dem wunderbaren Roger Moore zur deutschen Sprache u.a. in Ein Mann jagt sich selbst (1970), Die Wildgänse kommen (1978), The Quest – Die Herausforderung (1996) und nicht zu vergessen, als britischer Geheimagent 007. In allen sieben James Bond-Filmen mit Roger Moore hatte Synchronschauspieler Niels Clausnitzer fast immer ein Lächeln im Gesicht. Und klar, er ließ sich stets den Geschmack seines Wodka-Martini nach oben schütteln, nicht rühren. Stand per März 2020 tauchte kein anderer Schauspieler so oft wie Roger Moore in die Rolle des MI6-Agenten. James Bond wurde sieben Mal von Moore verkörpert (1973 bis 1985). Sean Connery war der erste Bond, spielte ihn sechsmal (1962 – 1971). Pierce Brosnan viermal (1995 – 2002). Zweimal Timothy Dalton (1987 – 1989). Einmal George Lazenby (1969). Daniel Craig stellte James Bond seit 2006 viermal dar. Der Kinostart des fünften Bond mit Craig James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben war für April 2020 geplant, wurde jedoch im März aufgrund der weltweit stark eingeschränkten Kinomärkte (Corona Virus) um sieben Monate verschoben.

Roger Moore schlüpfte 2012 noch einmal in die Rolle des britischen Geheimagenten und somit Niels Clausnitzer in das 007-Stimmenschauspiel. Diesmal jedoch nicht im Auftrag ihrer Majestät, vielmehr für die UNICEF als Botschafter für sauberes Trinkwasser. Der wunderbare Roger Moore. Bereits seit den neunziger Jahren – bis zu seinem Tod 2017, lenkte er seine Konzentration vor allem auf sein gesellschaftliches Engagement als UN-Sonderbotschafter des Kinderhilfswerkes.

Sir Roger Moore war nicht der einzige Ritter, dem Niels Clausnitzer im realen Leben zur deutschen Sprache verhalf. Der facettenreiche Künstler brillierte ebenso in seinem Stimmenschauspiel für Oscar-Preisträger Sir Anthony Hopkins (Das Schweigen der Lämmer). Packend z.B. alias Scotland Yard-Beamter John McCleod im britischen Thriller 18 Stunden bis zur Ewigkeit aus dem Jahr 1974. Ergreifend 1987 als Frank. P. Doel im historischen Zeitdokument, dem Filmdrama Zwischen den Zeilen.

Der großartige Synchronschauspieler Niels Clausnitzer war auch schon Sozialarbeiter, Funkamateur, Hobbytüftler und betrieb eine Modelleisenbahnanlage in seiner Garage. Zumindest in den 100 Episoden seines stimmlichen Schauspiels für Max Wright alias treusorgender Familienvater Willie Francis Tanner im US-Serienhit Alf. Einzig aus der Reserve zu locken durch die Unordnung des Mitbewohners Alf oder wenn dieser wieder einmal völlig überflüssige Anschaffungen über seine Kreditkarte abwickelte. Clausnitzer lieh Max Wright seine Stimme auch in weiteren Serienhits wie Wer ist hier der Boss oder in der mit 27 Emmy Awards ausgezeichneten Sticom Cheers alias Jim Fleener.

Zu den bedeutendsten Filmstars aller Zeiten zählt ohne Zweifel Cary Grant (1904 – 1986). Über 30 Jahre stand er ganz oben auf der Liste, wenn es um die Besetzung neuer Produktionen aus der Traumfabrik Hollywood ging. Vor allem Großmeister Alfred Hitchcock produzierte mit Grant in der Hauptrolle Klassiker der Filmgeschichte, u.a.: Über den Dächern von Nizza, Der unsichtbare Dritte, Arsen und Spitzenhäubchen. Der wunderbare Niels Clausnitzer stimmenschauspielte Cary Grant als Regierungsagent in Hitchcocks Berüchtigt. Berüchtigt auch dieseinerzeit längste Kussszene der Filmgeschichte. Nach dem Hays Code, der die Richtlinien moralisch akzeptabler Darstellungen vorgab, durfte ein Film-Kuss eine Länge von drei Minuten unter keinen Umständen überschreiben. Regisseur Hitchcock umging die Regel recht clever und zeigte eine dreiminütige Filmsequenz, in der sich Cary Grant und Ingrid Bergman lediglich durch kurze Dialoge unterbrochen immer wieder küssten. Berüchtigt erschien 1946 und wurde für zwei Academy Awards nominiert. Weltstar Ingrid Bergman wurde einst vom American Film Institute auf Platz vier der größten Filmschauspielerinnen der Geschichte gewählt. Niels Clausnitzer durfte die dreifache Oscar-Preisträgerin küssen. Platonisch, in der Synchronisation der späteren Fernsehfassung.

Zahlreichen großen Stars verhalf Niels Clausnitzer ihr deutschsprachiges Publikum zu erreichen. Doch der Schauspieler stand auch immer wieder selbst vor laufender Kamera. Im Alter von 25 Jahren heiratete er ein wunderschönes Mädchen mit einer Haut „weiß wie Schnee, Lippen rot wie Blut und Haar schwarz wie Ebenholz.“ Clausnitzer in der Rolle von Prinz Edelmut im Märchenfilm Schneewittchen und die 7 Zwerge (1955). Blaublütiges Schauspiel noch im gleichen Jahr, alias Prinz Goldhaar in der Verfilmung des Grimm’schen Märchens Schneeweißchen und Rosenrot. Niels Clausnitzer spielte u.a. auch in der ARD-Krimiserie Tatort und in der Gentleman-Detektiv-Serie Graf Yoster gibt sich die Ehre.

Nahezu 60 Jahre war der wunderbare Niels Clausnitzer mit seiner so angenehmen Stimme erfolgreich im Geschäft. Unzählige Kinobesucher kannten ihn stimmlich als Sprecher von Fox‘ tönender Wochenschau, die für das Kino jede Woche Filmberichte aus Politik, Gesellschaft, Kultur und Sport zusammenstellte. Auch aus dem Radio kam seine Stimme. Über viele Jahre moderierte Clausnitzer das beliebte BR-Format Musikjournal. Auch hörte man ihn häufig als Off-Sprecher im Fernsehen. Beispielswiese auf RTL in der Sendung Gottschalk. Die Personality-Show von Thomas Gottschalk wurde erstmals 1990 ausgestrahlt.

Niels Clausnitzer war ein äußerst aktiver und willensstarker Mann. Er packte die Dinge an. So wundert es auch nicht, dass er trotz der vielen Einsätze als Schauspieler, Synchronsprecher, Dialogbuchautor und Synchronregisseur nebenher erfolgreich Medizin studierte. Dissertation: Psychische Erkrankungen und Lebensstress. Ende der achtziger Jahre wurde Niels Clausnitzer zum Dr. med. promoviert. In einem Alter, in dem die meisten bereits einige Jahre die Rente genießen, eröffnete der vitale Clausnitzer Im Alter von 73 Jahren in München seine eigene Praxis für Psychotherapie.

Im Alter von 83 Jahren verstarb Niels Clausnitzer. Das war am 14. März 2014 in München.

Der wunderbare Niels Clausnitzer synchronschauspielte auch im Zeichentrickfilm Das kleine Gespenst von Kinderbuchautor Otfried Preußler. Dieser schrieb einst in seinem Jugendbuch Krabat: „Dass du mein Grab besuchst, ist nicht wichtig, ich weiß, dass du an mich denkst.“ Und ja, wir werden Niels Clausnitzer nicht vergessen und erinnern uns voller Herzensfreude an die Begegnung mit diesem besonderen Menschen. Du hast uns mit Deiner gefühlvollen Art und Deiner kreativen Vorstellungskraft immer wieder begeistert. Danke, lieber Niels. Dein Corsta, Deine Freunde aus den Carpe Diem Studios.

H Ö R B E I S P I E L E:

Degusto