S T E C K B R I E F:

Schauspieler, Werbesprecher und Synchronsprecher. War die deutsche Stimme u.a. von John Wayne, Humphrey Bogart, Kirk Douglas, Robert Mitchum, Charles Bronson, James Coburn, Anthony Quinn, George C. Scott, Jack Klugman, Lee Marvin, Lionel Stander, James Arness, Yves Montand, Trevor Howard, Lino Ventura, Bud Spencer, Geoffrey Keen, André Bourvil und renommierter Sprecher in unserer Sprecheragentur. Mehr als 2.035 Sprechrollen. Geboren am 6. April 1921 in Dortmund. Sternzeichen Widder. Lebte in Berlin. Gestorben am 24. November 1990 in Berlin.

Synchronschauspieler Arnold Marquis war die deutsche Stimme von Westernikone John Wayne. Bis zum Tod des Oscarpreisträger (Der Marshal) im Jahr 1979 tauchte Marquis rund 20 Jahre in das stimmliche Schauspiel des raubeinigen Westernhelden. Sei es als Sheriff, Kavallerie-Kommandeur oder Marshal. Und das, obwohl John Wayne eine wesentlich hellere Stimme hatte. Dennoch, die unverwechselbar kräftige, rauchige Stimme des Königs der SynchronsprecherArnold Marquis, verlieh dem fast zwei Meter großen Hollywoodstar das gewisse Etwas im deutschen Sprachraum. Wayne wurde u.a. auch von den Schauspielern Wolfgang Lukschy und – mit großer Stimmähnlichkeit von Heinz Engelmann synchronisiert. Marquis etablierte sich jedoch Mitte der sechziger Jahre als deutsche Stimme. Im Verlauf bestand Wayne, der auch als Produzent und Regisseur vieler seiner Filme großen Einfluss nahm, persönlich auf Marquis als seine deutsche Synchronstimme.

Anlässlich einer Uraufführung in Berlin sind sich John Wayne und Arnold Marquis erstmals begegnet. „Wir waren beide an dem Tag müde. Er hatte die weite Reise hinter sich, ich einen Arbeitstag hinter mir. Wir hatten uns beide außer ein paar Floskeln angeschwiegen und uns aber trotzdem verstanden,“ erinnerte sich Marquis einst zurück. 1976 trafen sie sich letztmals im Rahmen der Premiere des Oscar- und Golden Globe-nominierten Spätwestern Der letzte Scharfschütze. Es war auch der letzte Film von John Wayne, dem großen Mann der amerikanischen Filmgeschichte, der sich sowohl als Schauspieler und auch privat stark mit den klassischen Wertvorstellungen der Pionierzeit identifizierte.

Der Tod von John Wayne traf Arnold Marquis sehr. Zu Ehren des großen Cowboys produzierte seine deutsche Synchronstimme die Single John Wayne – Der Held. Eine Hommage im Sprechgesang: „Ein Mann wie ein Baum mit Fäusten hart wie Stahl. Der Fels in der Brandung aus Filmen ohne Zahl. Er war der letzte und größte der Westernstars. Und mehr noch, er war ein Stück Amerika. Den großen Mann mit dem lässigen Gang begleitete ich so viele Jahre lang, durch die Rocky Mountains und die Prärie. Was immer geschehen wird, ihn vergesse ich nie…“

Mehr als 40 Jahre lieh Arnold Marquis zahlreichen Leinwandstars seine wundervoll markant-tiefe Stimme und spielte auch selbst vor laufender Kamera. Die Bühne hatte ihn schon früh fasziniert. Bühnenbildner wollte er ursprünglich werden. Sein Vater, ein Banker, fokussierte eine kaufmännische Ausbildung. Doch es kam anders. In der Schule glänzte Marquis nicht mit besten Zensuren, im Grunde war es schon immer die Kunst, die ihn interessierte. Es war der Intendant einer Theaterbühne der Arnold Marquis überredete, eine Schauspielausbildung zu absolvieren. Anschließend spielte er eine kurze Zeit am Schauspielhaus Bochum, ehe er zur Wehrmacht eingezogen wurde.

1946 zog es Marquis der Liebe wegen nach Berlin. Dort spielte er am Schlossparktheater. Es war eine Zeit des Aufbruchs, auch in der Filmbranche. Gerade in der zweiten Hälfte der 1940-er Jahre wurden vor allem in den USA, Frankreich und Russland wieder viele Filme hergestellt. Produzenten kamen nach Deutschland, um an verschiedenen Bühnen Schauspieler für die Synchronisation ihrer Leinwandstars zu suchen. So kam auch Arnold Marquis zum Synchron, der Beginn einer großen Synchronkarriere.

Arnold Marquis war einer der meistbeschäftigten Synchronschauspieler seiner Zeit. Aufgrund der ungewöhnlichen Klangfarbe seiner einzigartigen Stimme wurde Marquis im Verlauf seiner Karriere auf zahlreiche große Hollywoodstars besetzt. Die Schauspielikone des 20. Jahrhunderts, Oscargewinner Humphrey Bogart (African Queen), synchronschauspielte er u.a. in Tote schlafen fest oder auch Gangster in Key Largo. US-Schauspieler Robert Mitchum, mit seiner betont lässigen Darstellung verschiedener Charakterrollen, verhalf Arnold Marquis beispielsweise in der Komödie Die Geister, die ich rief mit Bill Murray und John Forsythe oder auch als weltfremder Wissenschaftler zwischen Genie und Wahnsinn in Ein Mann weiß zuviel zur deutschen Sprache.

Seit seiner Synchronisation alias Spartacus im gleichnamigen Monumental- und Historienfilm aus dem Jahr 1960 wurde Arnold Marquis oftmals als deutsche Stimme von Hollywoodlegende Kirk Douglas besetzt. Ebenso wie der wunderbare Synchronsprecher Wolfgang Hess synchronschauspielte Marquis auch den italienischen Schauspieler Bud Spencer. Unter anderem in Sie nannten in Mücke oder auch in Das Krokodil und sein Nilpferd mit Terence Hill. Arnold Marquis synchronisierte ebenso US-Superstar Charles Bronson u.a. in seinem erfolgreichsten Film, dem Thriller Ein Mann sieht Rotas dem Jahr 1974. Chapeau für ein großartiges stimmliches Schauspiel alias Paul Kersey, der sich nach einem Verbrechen an seiner Frau und Tochter in Selbstjustiz übt. Oder erinnern wir uns an die beliebte US-Serie Hart aber herzlich. Hier schlüpfte Marquis für Lionel Stander in die Rolle des Butlers Max und sprach auch den Vorspann zur Serie: „Das ist mein Boss, Jonathan Hart. Ein Selfmade-Millionär, der hat Nerven. Das ist Mrs. Hart, eine traumhafte Frau, einfach toll! Übrigens, ich heiße Max. Ich kümmere mich um die beiden, und das ist gar nicht so einfach, denn ihr Hobby ist mörderisch.“

Arnold Marquis brillierte auch darin, gezeichneten Charaktere Persönlichkeit und Leben einzuhauchen. Beispielsweise als weiser Druide Miraculix in verschiedenen Asterix-Zeichentrickfilmen, wie Asterix – Sieg über Cäsar. Großartig auch sein Stimmenspiel als Show-Drache für das örtliche Fremdenverkehrsamt alias Drachenvater Fumé in der italienischen Zeichentrickserie Grisu, der kleine Drache. Ebenso brillant wusste der wunderbare Synchronschauspieler seine Stimme auch in zahlreichen Hörspielproduktionen einzusetzen. Bereits seit Mitte der fünfziger Jahre agierte Arnold Marquis als Hörspielsprecher. Mit Gänsehautfaktor in den Kriminal-Hörspielen des Schriftstellers Hans Gruhl oder auch im Science-Fiction-Krimi Demolition.

Seitenweise könnte man großartige Schauspieler benennen, denen Arnold Marquis zur deutschen Sprache verhalf. Zeit seines Lebens war der facettenreiche Synchronschauspieler einer der meistgebuchten Synchronsprecher in Deutschland. Die Theaterbühne hat ihn auch während der Synchronkarriere immer wieder begleitet. Marquis spielte in zahlreichen Inszenierungen an Bühnen in Hamburg, Berlin, Frankfurt und München. Und nicht zu vergessen, auch vor laufender Kamera. Im Tatort oder auch Drei Damen vom Grill kam er u.a. in die deutschen Wohnzimmer. 1989 spielte Arnold Marquis in der Kinokomödie Otto – Der Außerfriesische. Seine letzte Rolle im bewegten Bild.

Im Alter von 69 Jahren ist Arnold Marquis verstorben. Das war am 24. November 1990 in Berlin.

„Ich schäme mich nicht, auch ich habe geweint, um den größten der Cowboys, John Wayne meinen Freund“, gab Arnold Marquis einst im Sprechgesang wieder. Und auch wir waren tief berührt, als Arnold Marquis verstarb. DIE vertraute Stimme unserer Kindheit, einer der größten Synchronschauspieler, die es je in Deutschland gab, war verstummt.

Wir danken dir, lieber Arnold, für dein wunderbares Lebenswerk und bewahren dich unvergessen in liebevoller Erinnerung. Dein Corsta, Deine Freunde aus den Carpe Diem Studios.

H Ö R B E I S P I E L E:

SIR Irisch Moos 1

Interview

SIR Irisch Moos 2

Filmausschnitt

NDR Interview

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